Wirtschaft: Money, money, money ...


[ Zauberspiegel Wissenschaft Ideenfabrik ]


Geschrieben von Emil am 26. April 2007 11:44:02:

Ich weiß, dass es eine “rich man’s world” (eine Welt der Reichen) ist, aber wie reich ist ein Reicher heute?

Was ist in der Welt des Geldes passiert, seit ich weg gewesen bin?

Nun, einerseits ist der Dow gestiegen, weiter und weiter nach oben. Ich hoffe nur, das jemand noch den Faden in der Hand hält oder dieser Ballon wird bald davon geschwebt oder geplatzt sein. Momentan bin ich mir nicht sicher. Als ich am vergangenen Freitag nachgesehen hatte, war der Dow auf fast 13.000 Punkte gestiegen.

Auch die Metalle schießen in den Himmel, die unedlen Metalle haben neue Rekordwerte erreicht und Gold hatte wieder fast die 700 Dollar erreicht.

Anderseits hatte ein Fondsmanager, der nach Südamerika gegangen war, um dort nach Schnäppchen zu suchen (und den ich durch einen seltsamen Zufall aus London kannte) Folgendes zu sagen:

“Schnäppchen? Pah! Es gibt keine. Es steckt so viel Geld in den Fonds, dass die Manager nehmen müssen, was sie kriegen können. Aber die Investoren scheint es nicht zu kümmern. Sie lassen ihr Geld schneller in die Fonds fließen, als die Manager das Geld zum Arbeiten bringen können. Und natürlich wollen Sie erst dann in die Fonds investieren, nachdem die Fonds viel Geld gemacht haben. Die ganze Sache ist absurd.“

“Ich reise über den ganzen Globus. Als ich irgendwann um das Jahr 2003 Geld zusammengesammelt habe, gab es noch viele gute Investitionen. Aber damals war es schwer, Investoren zu finden, die Geld hineingesteckt hätten. Heute sind die Investitionen, die ich im Visier hatte, um 100%, 200% und mehr gestiegen ... und immer noch geben die Investoren uns mehr Geld als wir verwalten können. Das einzige Problem ist, dass ich keine Investitionen mehr finden kann, die immer noch Schnäppchen sind.“

Hedgefonds haben im ersten Quartal mehr als 60 Milliarden Dollar aufgenommen. Der International Herald Tribune berichtet, dass das nicht nur die Hedgefonds-Manager reich macht ... mit all der juristischen Arbeit, die damit zusammenhängt, macht es auch die Juristen reich.

Was für eine erquickliche, degenerierte Wirtschaft. AP berichtet, dass in den USA drei Millionen Stellen in der Produktion verlorengegangen sind, seit George W. Bush im Weißen Haus sitzt. Aber wer kümmert sich heute noch darum, Dinge herzustellen? Wer kümmert sich heute noch darum, tatsächlich Dinge herzustellen, die die Leute wirklich reicher machen? Das Geld steckt nicht da, wo Dinge hergestellt werden ... sondern da, wo Papier hin- und herbewegt wird.

Alle werden reich – und bieten allen anderen Finanzdienstleistungen an, ganz so wie Bewohner auf einer Insel, die ihren Lebensunterhalt verdienen, indem sie einander die Wäsche waschen. Mal sehen, ich leihe Ihnen Geld, damit Sie ein Haus kaufen können. Dann refinanzieren Sie das Haus bei unseren freundliche Rivalen am anderen Ende der Straße ... und dann stecken Sie das Geld in eine Private Equity Gesellschaft ... die verwenden es, um ein Unternehmen zu privatisieren ... und die Aktionäre auszuzahlen ... die ihr Geld nehmen und es in einen Hedgefonds stecken, der die Anteile des gleichen Unternehmens kauft, wenn es an den öffentlichen Markt geht. Whow!

Was ist nötig, damit diese große Geldmaschine weiter läuft?

Mehr Kredit (oder Bargeld) … und eine unglaubliche Menge an Naivität … um nicht zu sagen Dummheit.

Die Geldmenge steigt überall auf der Welt – um 10% jährlich in den USA, um 10% in Europa, um 14% in Asien. Die Hedgefonds, die Gemeinschaftsfonds, die Private Equity Fonds, die Anlagebanken – überall gibt es die grünen Scheinchen ... und überall jagen sie hinter mehr von den grünen Scheinchen her. Die Welt ist grün geworden.

„Es ist unglaublich“, sagte mein Freund aus London, „wo auch immer ich hingehe, stoße ich auf einen anderen Investment-Manager, alle suchen nach etwas – nach irgendetwas – das immer noch einen vernünftigen Preis hat. Ich war z.B. kürzlich in Simbabwe. Man sollte doch wenigstens dort erwarten können, Vermögenswerte für fast gar nichts zu bekommen. Die Inflationsrate liegt irgendwo in der Nähe von 100% im Monat, und niemand besitzt irgendetwas.“

“Ich bin in eins der feinsten Restaurants in Harare gegangen. Ich meine, ein Restaurant, das einmal das beste in ganz Afrika war. Aber sie gaben mir eine alte Speisekarte, die eine Reihe von Kuchen und Desserts auflistete – und als ich um eines davon bestellte, sagten sie: ‚Es tut uns leid, aber das führen wir nicht mehr.’ Also bestellte ich etwas anderes und sie sagten: ‚Es tut uns leid, aber wir führen auch das nicht mehr.’ Also versuchte ich etwas drittes und erhielt die gleiche Antwort. Schließlich fragte ich: ‚Was HABT ihr denn?’ Und sie sagten: ‚weißes Brot ..,’

“Und das war das beste Hotel in der Stadt. Ein feines Hotel. Die Kläranlage der Stadt war zusammengebrochen und die Abwasser liefen in den gleichen Fluss, aus dem die Wasserversorgung der Stadt stammt. Also war das Wasser auch im besten Hotel der Stadt etwas braun und übelriechend ... und man hatte Angst, ein Bad zu nehmen.“

“Und dann saß ich Restaurant an einem Tisch, und wen sehe ich an einem anderen Tisch? Andere Fondsmanager … die auch nach Schnäppchen suchen. Es fließt einfach so viel Geld durch die Welt, dass heute niemand mehr weiß, was er damit anfangen soll.“

Im Vergleich zu diesem gewaltigen Anstieg der Geld- und Kreditmenge gibt es nur einen relativ bescheidenen Zuwachs an wirklichem Wohlstand, wenn es überhaupt einen gibt. Ich weiß natürlich nicht um wie viel, denn der Maßstab hat einen so fürchterlichen Knick. Wir leben in einer Ära der verwalteten Währungen. Wir bemessen unseren Wohlstand ... und unsere Gewinne ... in verwalteten Währungen. Und wir haben Vertrauen, dass die Manager wissen, was sie tun.

Wenn das Vertrauen geht ... dann geht auch der Wert dieser Währungen ... und auch unser Wohlstand.

Praktisch unbemerkt von der weltweiten Euphorie über die steigenden Preise blieb der sinkende Dollar. In den zwei Wochen, die ich in Südamerika verbracht habe, hat der Dollar im Vergleich zum Euro 2% seines Wertes eingebüßt. Im Vergleich zu Gold hat er 3% eingebüßt. Gemessen an Gold oder am Euro, sind die Amerikaner, während ich weg war – selbst wenn sie ihr Geld im Dow hatten – ärmer geworden.

Irgendwann wird diese Liquidität ein bisschen übelriechend werden … wie das Abwasser in Harare.

Bill Bonner






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