Re: Wie wäre es, wenn wir ca. 40 Prozent mehr Knete in der Tasche hätten?


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Geschrieben von zaeld am 02. August 2001 11:50:54:

Als Antwort auf: Re: Wie wäre es, wenn wir ca. 40 Prozent mehr Knete in der Tasche hätten? geschrieben von Hans T. am 02. August 2001 09:09:05:

Hallo!

>>Passenderweise steht uns nun genau so eine Umstellung bevor: Aus 100 DM werden ca. 50 Euro. Sollte man bei so einer krassen Geldentwertung nicht schnellstens sein Barvermögen anlegen?

>Nach der geschichtlichen Analyse von Silvio Gesell war die Hortung von Barvermögen ein zentrales Problem, das die Entstehung von allgemeinem Wohlstand verhinderte. Wohlgemerkt handelte es sich um wertvolles Metallgeld, dessen Metall einen Wert an sich darstellte und dazu verleitete, Bargeld, dass man nicht direkt brauchte, in einer Truhe im Garten zu versenken. Diese Geld fehlte natürlich im Kreislauf und konnte nicht zur Nachfrage werden.
>Die Verknüfung von Metallwert und Geld, das eigentlich ein Tauschmittel darstellt, also einen Anspruch auf einen Gegenwert für eine erbrachte Leistung, hielt Gesell für fatal.

Das heutige Geld ist vom Material her wesentlich weniger wert als der aufgedruckte Wert (naja, abgesehen von Pfennigen), dieses Argument hat somit heute keine Bedeutung mehr.

Aber die Frage ist noch nicht beantwortet: Müßte man nicht schleunigst zum Jahresende sein Bargeld loswerden, um der Geldentwertung zu entgehen? Ob das Geld nächstes Jahr den Namen Euro oder DM trägt, ist schließlich egal.

>> Nach der Geldentwertung hat der erste immer noch 2 Goldbarren, der zweite nur noch 180 DM. Der erste möchte einen seiner Goldbarren verkaufen. Wieviel wird er vom zweiten wohl bekommen?

>Wenn die Zentralbankmassnahmen in Häufigkeit und Stärke angemessen sind, (also sanft, aber nicht zu sanft) dann sollten die Preise stabil bleiben.

Warum?

>Dies bedeutet, dass die Goldbarren auch nach der Massnahme 100 DM kosten.

Nein: Nach der Maßnahme gibt es ingesamt zwei Goldbarren und 180 DM. Somit ist ein Goldbarren automatisch 90 DM wert.

> Die Angebot/Nachfrage-Schwankungen nicht berücksichtigt.

Natürlich.

>>2. Beispiel:
>> Warum also sollte die Variante mit Geldabwertung attraktiver sein, sein Geld anzulegen? In beiden Fällen hat derjenige, der sein Geld anlegt, 10 DM mehr als der Horter.

>Zunächst mal ist das tatsächlich nicht attraktiver. Beide Massnahmen erfüllen zunächst mal ihren Zweck: Geld wird nicht dem Kreislauf entzogen, sondern fliesst und wird zur Nachfrage.
>Der andere Effekt, wenn der Zins nach Null tendiert: Alle Waren könnten etwa 40 Prozent billiger werden, die Steuern sinken.

Warum? Weil gesagt wurde, daß auf dem Geld ca. 40% Zinsen lasten? Dann möchte ich wissen, wie man zu so einer Aussage kommt.
Warum würden die Steuern sinken?

> Die automatische Umverteilung von Arm nach Reich (durch den Zins) und darin inbegriffen das zumindest teilweise daraus folgernde Nord-Süd-gefälle würde dadurch ebenfalls beendet bzw. gemildert.

Hier ebenfalls: Warum?

>>Zinsen dagegen werden individuell durch die beiden Vertragspartner festgelegt, was sehr viel einfacher ist.

>Darum ist es auch angemessener, nicht vom "Abschaffen des Zinses" zu sprechen, sondern von geldpolitischen Massnahmen, die den Zins gegen Null tendieren lassen.

Wenn Zins nicht verboten werden würde, dann würde dies niemanden davon abhalten, trotz Geldentwertung Zinsen zu verlangen.

>>Ich bezweifle, daß sich die Geldentwertung überhaupt durchführen ließe. <
>Aus praktischen oder aus politischen Gründen?

Aus praktischen und "logischen" Gründen: Wenn die Geldentwertung z.B. immer am Monatsende stattfindet, könnte man einen ganzen Monat lang sein Geld horten. Erst am Monatsende müßte man sich darum kümmern, sein Geld für einen Tag lang anzulegen.
Man muß noch nicht einmal so ein extremes Verhalten annehmen. Sicher ist, daß niemand am Monatsende Bargeld haben möchte. Irgendwo muß das Bargeld aber schließlich vorhanden sein. Und der Besitzer dieses Geldes ist schließlich der Dumme, selbst wenn er nur einen Tag lang diesen erhöhten Bargeldbestand besitzt.

tschüssi





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