Re: Wie wäre es, wenn wir ca. 40 Prozent mehr Knete in der Tasche hätten?


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Geschrieben von zaeld am 02. August 2001 17:56:38:

Als Antwort auf: Re: Wie wäre es, wenn wir ca. 40 Prozent mehr Knete in der Tasche hätten? geschrieben von Hans T. am 02. August 2001 14:41:29:

>>Aber die Frage ist noch nicht beantwortet: Müßte man nicht schleunigst zum Jahresende sein Bargeld loswerden, um der Geldentwertung zu entgehen? Ob das Geld nächstes Jahr den Namen Euro oder DM trägt, ist schließlich egal.<

>Ich verfolge das Tagesgeschehen zu wenig, um hier einen Tip abgeben zu können. Da wäre das Forum von Günter Hannich geeigneter.
>Wenn die Zentralstelle jedoch eine geschickte Geldmengenpolitik betreibt, sollte das Preisniveau bzw. der Preisindex gleich bleiben.

Das mit dem Euro ist auch ein schlechtes Beispiel, da von der Geldentwertung nicht nur das Bargeld, sondern alles betroffen ist.

>>>Wenn die Zentralbankmassnahmen in Häufigkeit und Stärke angemessen sind, (also sanft, aber nicht zu sanft) dann sollten die Preise stabil bleiben.
>>Warum?
>Weil das Gleichgewicht zwischen Waren/Dienstleistungen und Geldmenge stabil bleibt.

Durch die Bargeldentwertung wird die Geldmenge jedoch ständig verringert - Waren und Dienstleistungen müssen damit billiger werden. Es sei denn, man verringert letztere, was auf eine versteckte Preiserhöhung hinausläuft.

>>Nein: Nach der Maßnahme gibt es ingesamt zwei Goldbarren und 180 DM. Somit ist ein Goldbarren automatisch 90 DM wert.
>Aber nur, wenn es für 90 DM angeboten wird...

Wenn der Goldbesitzer seine zwei Goldbarren verkaufen möchte, dann kann er sie nur für (maximal) 180 DM verkaufen, da gar nicht mehr Geld vorhanden ist. Somit ist ein Barren 90 DM wert.

Eine Sache ist niemals mehr Wert, als dafür geboten wird.

>Wenn ich 20.000 DM insgedamt auf Konten und in der Kasse habe, aber nur 200 DM Bargeld bzw. auf dem Girokonto, dann betrifft die Abwertung ja nur diese 200 DM, was in diesem Fall ein Prozent wäre.

Gut, dazu folgende Überlegung: Zwei Personen mit jeweils 100 DM geben sich gegenseitig einen Kredit über diesen Betrag. Das macht nun erst einmal keinen Sinn, aber es soll schließlich nur ein vereinfachtes Modell darstellen. Somit haben beide 100 DM angelegt und besitzen 100 DM Bargeld. Nach der Abwertung besitzen sie nur noch 90 DM an Bargeld. Sie können somit beide den Kredit nicht mehr zurückzahlen, da gar nicht mehr so viel Geld vorhanden ist, wie Kredite vergeben wurden (Forderungen in Höhe von 200 DM stehen Guthaben in Höhe von 180 DM gegenüber). Indirekt wurde somit auch der Kredit mit abgewertet. Mit Zinsen funktioniert das: Bei 10% Zinsen müssen beide 110 DM zurückzahlen, was zunächst mehr Geld ist als tatsächlich vorhanden. Hier setzt sich die Gesamtforderung aus der Kreditsumme (100 DM), den Zinsen (10 DM) und den Zinsen für den Gläubiger (-10 DM) zusammen: ergibt 100 DM.

>>Warum? Weil gesagt wurde, daß auf dem Geld ca. 40% Zinsen lasten? Dann möchte ich wissen, wie man zu so einer Aussage kommt.
>Vergleicht man die Zinsströme mit dem Bruttosozialprodukt, dann ist das Verhältnis 4 zu 10.

Diese Zinsen lasten jedoch nicht auf dem Geld, sondern laufen seperat: Wenn ich mir keinen Kredit hole, bezahle ich auch keine Zinsen; wenn ich mein Geld nicht anlege, bekomme ich keine.

>Ausserdem ist zu bedenken, dass der Videorekorder, den wir kaufen, über mehrere Herstellungs und Händlerstufen zu uns kommt. Auf jeder Stufe werden die Zinskosten für Fremdkapital einkalkuliert und draufgeschlagen. Stufe für Stufe. Das summiert sich ganz schön...

... wenn denn überhaupt die Stufen durch Fremdkapital finanziert werden. Dies ist jedoch eher die Ausnahme, viel häufiger wird dies durch Eigenkapital geschehen - die Kapitalgeber werden an den Gewinnen beteiligt. Nun sind Gewinne jedoch flexibel, im Gegensatz zu Zinsen. Die Gewinne können somit auch deutlich kleiner werden als Zinsen. Der Wettbewerb sorgt dafür, daß die Produkte nicht beliebig teuer werden, die Gewinne somit minimal bleiben (zumindest relativ).

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>>Man muß noch nicht einmal so ein extremes
>Verhalten annehmen. <
>"Extrem" ist eine Frage des Standpunktes. Ich wurde unsere Verschuldungssituation z.B. durchaus als "extrem" bezeichnen und für Abhilfe plädieren.

Mit extrem meinte ich, den ganzen Monat sein Geld zu horten und es für einen Tag lang anzulegen.

> Einh Händler, der coolen Umsatz macht, kann den geringen Abschlag sicher verschmerzen.

Er wird jedoch dem Händler gegenüber benachteiligt, der ebenfalls coolen Umsatz gemacht hat und sein Bargeld vor Monatsende noch losgeworden ist - wer nimmt denn kurz vor Monatsende überhaupt noch Geld, wenn es kurz danach weniger Wert ist?

tschüssi





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