Re: Neue Ideen zur FE


[ Zauberspiegel Wissenschaft Ideenfabrik ]


Geschrieben von Cogi am 31. Oktober 2006 23:56:54:

Als Antwort auf: Neue Ideen zur FE geschrieben von Halil am 25. Oktober 2006 12:46:34:

Ich will mich nach einem Jahr Pause mal kurz in die Diskussion einmischen, wenn auch ohne das dann weiterzuverfolgen:

>>>In welchem mathematischen Formalismus kann die Quantenmechanik am effektivsten interpretiert werden?
>>>Unsere Fragestellung sieht also folgendermaßen aus: Kann die Quantenmechanik mathematisch reell formuliert werden?

Ist eigentlich wurscht und außerdem nicht beantwortbar, denn in der Frage ist ein Zirkelschluss verborgen!

Die "richtige" Frage lautet anders. Ich habe sie Anfang des Jahres ansatzweise in einem Text beantwortet, der mal für die Frankfurter Rundschau bestimmt war, dann aber doch nicht erschien.

Er widerspricht indirekt auch Gabis im Kern altmodisch mechanistischen Standpunkt (wir hatten die Diskussion schon einmmal, als ich darauf hinwies, dass ein wie auch immer beschaffner Äther ein relativistischer, also nichtlorentzscher sein muss, und zwar weitgehend unabhängig davon, ob Einstein Recht hat)

"Subteilchen" gibt es nicht, Gabi!
Was es gibt, sind Verknüpfungen bzw. Überlagerungen von Schwingungszutänden. Doch es ist nichts Materielles, was dort schwingt.
Außerdem ist auch "Schwingung" nur ein Beschreibungsmodell, das demnach ein komlexes Phänomen veeinfachend darstellt - nämlich in dem es die Zyklik diese Phänomens hervorhebt.

Die Crux an der ganzen Sache ist, dass "physikalische Denker" in ihrem Denken nicht aus dem mechanisch-materiellen Modellrahmen rauskommen. Deshalb die zwanghafte Suche nach "Anschaulichkeit".
Es gibt aber in einer 4D-Raumzeit keine Anschaulichkeit der Multidimensionalen Wirklichkeit, in die sie eingebettet ist (was wiederum nicht weitere Raumdimensionen meint! Die braucht man tatsächlich nicht und es gibt sie wohl ontologisch auch nicht...) usw...


Streit in der Matrix
von Joe Romanski

"Wir müssen lernen, auf neue Weise zu denken", fordert das im Herbst 2005 veröffentlichte sogenannte „Potsdamer Manifest“. Seine Verfasser, die renommierten Professoren Hans-Peter Dürr (Physik) und Rudolf zur Lippe (Philosophie) sowie der Geograf Daniel Dahm, leiten daraus die Notwendigkeit „einer strategischen Ausrichtung am Paradigma des Lebendigen“ ab. Doch kaum erschienen, schlägt ihnen heftige Schelte entgegen. „Völkische Esoterik“ und sogar (das Todschlagargument schlechthin) „struktureller Antisemitismus“ lauten die Vorwürfe. Die wütenden Angreifer heißen Claus Peter Ortlieb (Mathematikprofessor) und Jörg Ulrich (Sozialwissenschaftler).
Manifest und Kritik spiegeln exemplarisch den uralten Kampf zwischen zwei vermeintlich gegensätzlichen Weltbildern wider. Hier ein Blick hinter die Kulissen.

Scharlatanerien irrwitziger Ideen?
Vorgetragen wurde die brachiale Verbalattacke in der Frankfurter Rundschau, die schon das Potsdamer Manifest veröffentlicht hatte. In dem freilich nur, so die Kritiker, „quanten-physikalisch motivierte Phantasmen“ zu finden wären. Weiter ist von „Scharlatanerie“ die Rede, von „irrwitzigen“ Ideen und „dunkel wabernder Diktion“. Nicht einmal vor dem von Demagogen aller Coleur besonders geliebten Universalargument „Verschwörungstheorien“ scheuten die Angreifer zurück. Vergleichsweise originell ist da (nicht zuletzt) die Aufdeckung eines „prinzipiell frauenfeindlichen Grundmusters“.
Von all dem findet sich freilich nichts im Text. Statt dessen versuchen die Manifest-Verfasser mit Verweis auf die Erkenntnisse der Naturwissenschaften, insbesondere der Physik des 20. Jahrhunderts, darzulegen, dass diese weit über den naturwissenschaftlichen Rahmen hinausweisen und somit Konsequenzen für unserer gesamtes Weltbild fordern.
Für Ortlieb/Ulrich sind das „irrationale Einheitsbeschwörungen“ und „eine Art völkischer Esoterik“, der man sich, da als „deutsche Ideologie“ und „Mythologie“ identifiziert, rechtzeitig und vehement entgegenstemmen müsse. Davon bleibt nicht einmal die Liebe verschont. Folgt man dem Kritikerduo, hat die sich gefälligst auf Personen zu beziehen, statt etwa ein universelles Prinzip und eine „Form der Freiheit“ zu sein oder dazu zu werden, wie Dürr und seine Mitstreiter es anregen.

Knapp daneben ist auch vorbei
Trotz der verbalen Entgleisungen ist die Kritik nicht völlig ungerechtfertigt. Die Warnung der Autoren vor einer leichtfertigen Übertragung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, Wirkprinzipien und Paradigma auf die Felder der Politik und des Sozialen sollte man ernst nehmen. Daraus jedoch abzuleiten, das Manifest reduziere die menschliche Geschichte auf eine nur „dynamische Evolution des Lebens“, weil es die gesellschaftliche „´Natur´ des Kapitalismus“ zur „natürlichen Gesellschaft“ erkläre, mutet seltsam gekünstelt an.
So scheitern Ortlieb und Ulrich denn auch auf ganzer Linie. Auch weil die Kritik am eigentlichen Gegenstand des Themas vorbei geht – was möglicherweise auch daran liegt, dass Dürr&Co trotz wortreicher Bemühungen um die eigentliche Sache herumreden. Ob diese Unschärfe beabsichtigt ist oder mangelnder Einsicht und Erfahrung entspringen, kann hier zunächst offen bleiben. Ins Leere geht der Schuss, weil Ortlieb/Ulrich eben auf der Ebene argumentieren, die von Dürr als Subsystem betrachtet wird: die des Politisch-Sozial-Psychologischen. Die Erkenntnisse der modernen Physik jedoch beziehen gerade diese Ebene mit ein, sagen die Autoren (indirekt) - freilich ohne das genauer zu begründen.
Das soll hier in Ansätzen nachgeholt werden. Zudem wollen wir einen Schritt weitergehen und damit zeigen, dass Dürr und seine Mitstreiter zwar in die richtige Richtung gesprungen sind, ihr Sprung jedoch etwas zu kurz geriet. Ungeachtet dessen: Respekt!

Was tun die Naturwissenschaften eigentlich?
Sie bilden mit ihren Modellen, zu denen auch die Theorien gehören, die Welt ab. Dass ein Modell die Wirklichkeit nie hundertprozentig abbilden kann, ist eine keineswegs neue Erkenntnis, wenn sie auch Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts z.B. durch Heisenbergs Unschärferelation oder Gödels Unvollständigkeitssatz ein neuere theoretische Fundierung erhielt.
Theorien sind ein Produkt des Geistes, der im Zusammenspiel mit den Sinnen somit seine Filter- und Konstruktionsaufgaben erfüllt. Radikaler Konstruktivismus heißt dieser erkenntistheoretische Standpunkt. Wie ebenfalls bekannt lieferte dieses Abbildungs- und Schöpfungssystem im Laufe der Jahrtausende immer schärfere Bilder. Die Erhöhung der Auflösung zeigte sich nicht nur in den immer kleiner werdenden Abmessungen der abgebildeten Objekte (die schließlich keine mehr waren, sondern nur noch Wahrscheinlichkeitswellen in abstrakten mathematischen Zustandsräumen). Auch die Verknüpfung von Modellvorstellungen brachte neue Erkenntnisse. So zog die Quantenphysik in die Chemie ein und ist dabei, auch in der Biologie Terrain zu erobern, während die Psychoneuroimmunologie als Versuch angesehen werden kann, unverstandene Phänomene (z.B. Spontanheilungen, und Psychosomatik) in der Medizin mit Hilfe eigentlich „fremder“ Elemente wie dem Bewusstein zu erklären.
Im Gegensatz zu den vielen kleinen Problemen in den Modellen der anderen Naturwissenschaften war Ende des 19. Jahrhunderts in der Physik ein Problem aufgetaucht, das fundamentalen Charakter hatte: Die Invarianz der Lichtgeschwindigkeit gegen bewegte Bezugssysteme stellte sich als ein äußerst merkwürdiger und ärgerlicher Riss im bis dato so schlüssigen Weltbild heraus. Zum Glück war rechtzeitig ein begabter Restaurateur zur Stelle, der den Riss mit einem scheinbar genialen Trick verschwinden ließ. Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie rettete zwar das Gebäude, doch Schönheit und Geschlossenheit waren dahin. Mit der nun gekrümmten Raumzeit glich es eher einem Gespensterschloss als einem Palast. Das Gespenst darin war und ist das Licht, dessen seltsamstes Merkmal bei genauerer Betrachtung als eine Art Schnittstelle interpretiert werden kann. Wohin, ist der westlichen Naturwissenschaft weitgehend rätselhaft, weil das „Dahinter“ mit den vertrauten Methoden nicht sondierbar ist. Einen interessanten Versuch, es gedanklich dennoch zu tun, unternahm in den Achtzigern des letzten Jahrhunderts der Physiker Otto E. Rössler. Sein Konzept bringt der von ihm geprägte Begriff „Endophysik“ auf den Punkt: Es geht darum, die Welt von außen zu betrachten.

Flicken im Weltbild
Kaum war die erste Problemstelle im Modell übertüncht, offenbarten sich woanders neue. Diesmal waren es die Quanten, die sich mit ihrem Verhalten nicht ins Weltbild fügen wollten. Der harmlos klingende Begriff Nichtlokale Verschränkungen steht diesmal nicht für einen neuerlichen Riss im Gefüge, sondern für den Einsturz einer ganzen Wand. Obwohl dieser schon von John Bell im Rahmen der Diskussion um das sogenannte EPR-Paradoxon in den Fünfzigern mathematisch formal vorausgesagt worden war, wurde er experimentell zweifelsfrei erst in den frühen Neunzigern sichtbar gemacht. Deshalb hat sich die Bedeutung dieser Leerstelle noch nicht einmal im gesamten Wissenschaftsbetrieb herumgesprochen. In manchen Hinterzimmern wird immer noch weitergeforscht als sei nichts geschehen. Dabei bröckelt das Haus längst an anderen Stellen. Stellvertretend seien hier die immensen Probleme der Kosmologie genannt, Stichwort Dunkle Materie oder Dunkle Energie/Kosmologische Konstante. Die poetischen Begriffe dienen seit nunmehr bald 50 Jahren als Tarnung für physikalisch nichtbegründete mathematische Stellschrauben, die das Versagen der Einstein`schen Gravitationstheorie in bestimmten Fällen kaschieren. Sie sind die Joker im Spiel, die man überall einsetzen kann.
Auch wenn die „Abschaffung“ des klassisch-mechanistischen Äthers zu Recht erfolgte, die Inthronisierung des mathematischen Monstrums Energie-Impuls-Tensor als „Erklärung“ der Gravitation durch Restaurator Einstein verbaute anschließend fast ein Jahrhundert lang den Weg zu einem tieferen Verständnis der Welt.
Da auch die Fundamente brüchig sind, wie der Mathematiker Kurt Gödel mit seinem Unvollständigkeitssatz schon 1930 nachwies, begannen weitblickende Wissenschaftler frühzeitig mit Neubauten. Die neuen Bauwerke sollten geschlossener, umfänglicher und vor allem beständiger werden, weshalb bisweilen ein Element mit eingebaut wurde, das vorher noch nie in naturwissenschaftlichen Modellen ausprobiert worden war: das Bewusstein bzw. der Geist.
Aus der Perspektive der Flickschuster erschien das natürlich äußerst kühn, denn das neue Element sollte nicht nur schmückendes Beiwerk sein, sondern gleich eine tragende Rolle spielen. Immerhin konnten sich die tapferen Pioniere dabei auf eine lange Tradition in der Philosophie stützen. Erste Entwürfe stammen von Aristoteles, Plotin und Platon, wesentlich beteiligt war später die deutsche Idealistenriege um Hegel, Schopenhauer, Schelling u.a., unterstützt vom französischen Jesuitenpater Teilhard de Chardin. Daran an knüpften fast zeitgleich z.B. Martin Heidegger und Karl Popper; bekanntester und konsequentester Vertreter derzeit ist wohl Ken Wilber, der Ansätze aus der Transpersonalpsychologie weiterentwickelte.
Aber auch Physiker, insbesondere die Väter die Quantenmechanik Max Planck, Erwin Schrödinger und Wolfgang Pauli, leisteten Beiträge zu grundlegenden Fragen. Eine davon befasste sich mit dem ontologischen Status der Naturgesetze. Das Fazit Steven Weinbergs, als Quantentheoretiker einer der renommiertesten Nachfolger der genannten, lautete: Naturgesetze existieren ganz real. „Nicht nur wie Baseballregeln, sondern wie Steine im Feld.“ Dem stimmt sein deutscher Kollege Henning Genz zu, der dem Thema jüngst ein ganzes Buch widmete. Die physikalischen Gesetze sind für Genz fundamentaler als die mathematischen Sätze. Die Naturgesetze schaffen die Wirklichkeit, nicht umgekehrt.

Der Baustoff der Welt
Nicht nur die Philosophen, auch die Quantentheoretiker waren schon bald gezwungen, das Bewusstein als möglichen Baustoff für ihre Modelle in Betracht zu ziehen. Doch die Zeit dazu war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einfach noch nicht reif. Erst in den Achtzigern gelang es einem Außenseiter eine mathematisch ausformulierte und weitgehend konsistente Theorie vorzulegen, die das leistete. Burkhard Heims Erweiterte Einheitliche Quantenfeldtheorie vereinte in einem geometrisierten sechsdimensionalen Raumzeitgefüge nicht nur Elektromagnetismus, Quantenmechanik und Gravitation, sondern integrierte (verteilt auf zwei Dimensionen) zugleich das Bewusstein als wesentliches Element. Gerüchten zufolge sollen bestimmte Vorhersagen der Theorie vom Hamburger DESY bestätigt worden sein. Für eine breite Akzeptanz durch die Mainstream-Physik jedoch war und ist die Theorie aus deren Blickwinkel einfach zu exotisch.
Heim folgten andere wie der Finne Matti Pitkänen. Dessen Topological Geometrodynamics beschreibt einen achtdimensionalen Raum, in dem Biosysteme als makroskopische Quantensysteme behandelt werden. Zudem können spezielle Regionen im Zahlenraum der Theorie als mentale Repräsentation realer Regionen verstanden werden. Damit spiegelt die Mathematik der Theorie die Dualität von Materie und Bewusstsein wider.
Einen mathematisch einfacheren Ansatz verfolgt der deutsche Chemiker Klaus Volkamer. Seine 2003 veröffentlichte Erweiterte Spezielle Relativitätstheorie basiert wesentlich auf Beobachtungen und sorgfältigen Experimenten. Indem sein Modell mit acht Zusatzdimensionen exakt die Forderungen an einen relativistischen Äther erfüllt (für Fachleute: also lorentzinvariant ist), ermöglicht die Theorie Erklärungen für zahlreiche Phänomene (Risse) der neoklassischen Physik unter Integration von Geist und Bewusstein. Unter anderem kann sie erklären, warum sich Geistheilungen ausgerechnet in den sich auf dem Globus gegenüberliegenden Regionen Brasilien und den Philippinen häufen. Volkamer fordert seine Kollegen auf, seine relativ unaufwendigen Experimentalergebnisse zu falsifizieren oder eben zu bestätigen.
Eine ebenfalls datenbasierte, experimentell gut abgesicherte und mittlerweile unabhängig bestätigte Metatheorie veröffentlichte der deutsche Physiker Hartmut Müller 2001. Die Global Scaling Theorie beschreibt mittels eines einfachen Kettenbruchs die fraktale und harmonikale Hintergrundstruktur der Welt, die sich freilich nur in einem bzw. den verschiedenen zweidimensionalen logarithmischen Räumen der physikalischen Maßstäbe offenbart. Ob man diese harmonische Grundstruktur, die sich von den Quantendimensionen bis zu den kosmologischen Großstrukturen erstreckt und in dessen Symmetriezentrum die Kenngrößen der menschlichen DNS angesiedelt sind, als Beleg oder gar als Abbildung der Grundstruktur des universellen Geistes ansieht, bleibt jedem selbst überlassen.
Das Modell ist jedenfalls in der Lage, die beiden Problemkinder der modernen Physik, Gravitation und Quantenphänomene, schlüssig und elegant als Attraktorwirkung der Knotenpunkte einer stehenden „Dichtewelle“ im logarithmischen Raum zu erklären.
Als indirekte Bestätigung für alle Modelle, die eine Wechselwirkung von Geist/Bewusstein und Materie postulieren, kann das Global Consciousness Projekt des amerikanischen Froscherduos Jahn/Dunne angesehen werden, die Ende der Achtziger nach langjährigen und sorgfältigen Experimentalserien nachweisen konnten, dass das menschliche Bewusstsein Zufallsgeneratoren zu beeinflussen vermag. Damit korrespondieren ihre Befunde u.a. mit Rupert Sheldrakes Arbeiten, der mit dem Konzept der morphogenetischen Felder bekannt geworden ist. Das wiederum zu den Forschungsbefunden des deutschen Quantenphysikers Fritz Adolf Popp passt. Sein Theorieansatz besagt, dass die von ihm erstmals in den Achtzigern experimentell nachgewiesenen Biophotonen hoher Kohärenz ein bisher unbekanntes Informations- und Steuerungsfeld bilden, in dem wahrscheinlich auch nichtlokale Quanteneffekte ein wichtige Rolle spielen. Erst dieses Feld ermöglicht das Phänomen, das wir Leben nennen.
All diese Ansätze und Theorien sind keine extravaganten Versuche gelangweilter Hobbyforscher, die mit spinnerten Hypothesen auf sich aufmerksam machen wollen. Die Erweiterung der Modellrahmen scheint einfach die einzige Möglichkeit zu sein, die Welt weiterhin mit der mittlerweile erforderlichen hohen Auflösung konsistent zu beschreiben. Ob und welche der einzelnen Modelle das tatsächlich tun und welche versagen, wird sich erst in der Zukunft herausstellen. Für uns und an dieser Stelle bedeutsam ist zunächst nur: Die sogenannten harten Naturwissenschaften haben (bisher noch außerhalb des Mainstreams) begonnen, Geist und Bewusstein als Mitspieler ernst zu nehmen.

Zwischenbilanz
Die Liste ließe sich fortsetzen, doch für eine Zwischenbilanz sollte sie auch so ausreichen. Vorsichtig formuliert sieht die so aus: Betrachtet man das von den verschiedenen Naturwissenschaften erbaute Weltmodell als Ganzes, fällt auf, dass es eine ganze Reihe „Problemzonen“ gibt. Diese können zwar mathematisch mittels Zusatzdimensionen, unendlichdimensionalen Zustands- oder logarithmischen Räumen, gekrümmten Raumzeiten, Kosmologischen Konstanten und Dunkler Materie usw. ausreichend gut beschrieben und damit epistemologisch übertüncht werden, doch die Frage, was sich hinter diesen Konstrukten verbirgt, wie sie zu interpretieren sind, welcher ontologische Status ihnen zukommt, kann die Mathematik nicht beantworten. Und die Physik will es nicht. Der weit verbreitete positivistische Standpunkt besagt, dass solche Fragen sinnlos und entsprechende Antworten auch gar nicht Aufgabe der Physik wären. Solange die korrekt Beziehungen beschreibt, sei alles in Ordnung.
Dabei ist die Frage nach dem ontologischen Entsprechung dieser mathematischen Erweiterungen eine echte Schlüsselfrage. Ihre richtige Antwort öffnet die Tür zu einer ganz neuen Welt, nämlich der eigentlichen. Ihr Ignorieren hingegen könnte dazu führen, dass uns schon bald die Trümmer des einstürzenden Gebäudes um die Ohren fliegen. Und das nicht nur metaphorisch.
Wie bereits erwähnt, haben das einige Pioniere frühzeitig erkannt und setzten auf Neubau. Wobei der Unterschied zu den konventionellen Modellen weniger groß ist als er zunächst erscheint, denn auch die Newcomer kommen nicht ohne höhere Mathematik aus. Doch sind ihre Zusatzdimensionen und mathematischen Räume nun keine abstrakten Formeln mehr, sondern sie werden als „Bewussteinsräume“ interpretiert. Was wie ein „Außen“ erscheint, wird dadurch zu einem „Innen“.
Der Gedanke einer Entsprechung von Außen und Innen ist keineswegs neu. Neben zahlreichen philosophischen Konzepten waren und sind es vor allem die esoterischen Lehrsysteme, die darauf Bezug nehmen. So trug das Innen/Außen im Verlauf der Menscheitsgeschichte viele verschiedene Namen und verbunden wurden mit ihm teils ganz verschiedene Vorstellungen und Ideen. Eine der frühen und bekanntesten ist Aristoteles` Entelechie, im Mittelalter wurde es bisweilen Quintessenz genannt oder das Fünfte Element. Auch der berühmt-berüchtigte Äther (der erst spät ein mechanischer wurde, dann wieder ein relativistischer) kann damit in Verbindung gebracht werden. In der spirituell-esoterischen Szene spricht man bisweilen von der Akasha-Chronik, in der sämtliches Wissen gespeichert sein soll. Im popkulturellen Sprachgebrauch heißt das geheimnisvolle, nicht fassbare „Außen/Innen“ schlicht und poetisch Matrix. Wir wollen den Begriff beibehalten.

Was ist die Matrix?
Zunächst beschreibt die Formel Innen = Außen ein Paradox. Und auch der Gedanke, dass die „Problemzonen“ der neoklassischen Physik Beleg und Ausdruck für die Existenz eines „Bewussteinsraumes“ (Matrix) sein soll, der unsere vierdimensionale Wirklichkeit konstituiert, ist für den normalen, sprich rationalen Verstand schwer bis gar nicht nachvollziehbar.
Das ist auch nicht zwingend nötig, denn statt eines theoretischen oder indirekten experimentellen Nachweises können Richtigkeit und Wahrheit dieser Aussage viel besser überprüft werden: durch unmittelbare lebendige Erfahrung. Der Weg zu dieser Erfahrung der Matrix führt dabei durchs individuelle Bewusstein - das es (ein weiteres Paradox) als eigene unabhängige Entität nicht wirklich gibt. Unabhängigkeit und Separiertheit sind lediglich Konstruktionen des Selbst, das sich so in einem autopoitischen Akt selbst erschaffen hat. Dabei gilt: Je geschlossener diese Konstruktion eines separaten Selbst, desto ohnmächtiger ist dieses Selbst außerhalb seiner selbst. Und umgekehrt: Je mehr es sich dem großen oder absoluten Bewussteinsraum öffnet, desto mächtiger wird es. Mächtiger aber auch löchriger. Denn wie bereits festgestellt ist die Matrix wirklicher und deshalb wirkungsvoller als unsere gegenständliche „Wirklichkeit“. Ab oder in einer bestimmten Tiefe dieses kollektiven Bewussteinsraumes ist das „Erkennen“ kein Modellbau-, also Abbildungsakt mehr, sondern simultan ein Schöpfungsakt. Die Welt erkennen heißt, sie zu erschaffen.
Damit jedoch verlassen wir das alte Menschsein und werden zu dem, was Nietzsche den „Übermenschen“ nannte.
Das ist das eigentliche Neue und Revolutionäre, das sich u.a. aus den Erkenntnissen der modernen Naturwissenschaften ableiten lässt: Ab einer bestimmten Stufe der Bewussteinsevolution (die mit der Tiefe des Zugangs zum Bewussteinsraum identisch ist) wird der Mensch in der Lage sein, die Wirklichkeit anders als bisher zu gestalten, nämlich nicht mehr mechanisch, sondern aus sich selbst heraus. Die Aufhebung der Trennung von Ich und Welt, die der Arzt und großartige Lyriker Gottfried Benn als „schizoide Katastrophe“ und „abendländische Schicksalsneurose“ diagnostizierte, wird damit ein Akt des Heilung.
Solche Ansichten und Perspektiven sind für ausschließlich rational operierende Kritiker natürlich nur „irrationale Einheitsbeschwörungen“ und „Phantastereien“.

Und sie werden Recht behalten,...
...die Kritiker. Denn wenn die Matrix tatsächlich so Wirklichkeit schaffend funktioniert, wie behauptet, müssen sie Recht behalten. Obwohl sie keinen bewussten Zugriff auf die tieferen Dimensionen der Welt haben, sind sie schließlich dort trotzdem angebunden. Diese Anbindung sorgt dafür, dass sie die Wirklichkeit so erleben, wie ihr Modell sie beschreibt und damit vorgibt. Das ist eine andere Formulierung der Konsequenz obiger Erkenntnisse.
Und es beschreibt gleichzeitig ein wichtiges Funktionsprinzip, das eine Art Rückkopplungsfalle darstellt, der man nur schwer entkommt: Ein vermeintlich individuelles Bewusstein, das Träger der Überzeugung ist, eine unabhängige und separate Entität zu sein, bleibt eben wegen dieser Überzeugung in seiner eigenen kleinen Bewusstseinsblase eingesperrt. Dort macht es natürlich unablässig die sehr real erscheinende Erfahrung, eine unabhängige und separate Entität zu sein, die zusammen mit anderen eine Weile in einem riesigen gekrümmten oder flachen, auf jeden Fall toten Raum lebt. Da dieses individuelle Bewusstsein ausschließlich mit der Blase selbst identifiziert ist, bleibt nach deren „Platzen“ nicht viel übrig, denn sie war schließlich mit einen Körper identifiziert. Überprüfen Sie also sicherheitshalber ihr Weltmodell!
Da Hardcore-Rationalisten gerade das gewöhnlich nicht tun, finden sie folgerichtig auch nur selten einen Weg in die gegenteilige Erfahrung des lebendigen Einseins mit der Welt. Sie werden und müssen ihre Welt so erfahren, wie sie sich diese konstruieren. Dazu gehört auch, dass sie Menschen, die andere Erfahrungen machen, weil sie mit anderen Modellen operieren, mit Misstrauen und Häme überschütten. Doch ist das in Ordnung so, weil es zum Spiel gehört.
Ebenso wie das Paradoxe. Weshalb manche Aussagen dieses Textes rational auch kaum nachvollziehbar sind. So ist die Behauptung, dass Welt und Bewusstein identisch sind, und dem individuellen Bewusstein nur eine künstliche, weil konstruierte, doch keine eigenständige Realität zukommt, innerhalb dieser Wirklichkeit nicht beweisbar. Sie ist bestenfalls (wenn überhaupt) indirekt ableitbar - was dieser Text zu leisten versuchte.
Ganz sicher aber ist diese Aussage erfahrbar. Und zwar (das ist das entscheidende Kriterium!) ist diese Erfahrung letztendlich lebendiger und plastischer und also wirklicher als die Alltags-erfahrung, nur ein Körper mit einem separaten, individuellen Bewusstein in einem vier-dimensionalen toten Raum zu sein.
Den Weg in diese Erfahrung beschreiben die verschiedenen spirituellen und esoterischen Systeme. Wobei die Esoterik keineswegs eine Geheimlehre ist, wie in vielen Lexika zu lesen. Vielmehr stellt sie ebenso wie die Naturwissenschaften ein System aus Prämissen, Postulaten, Richtlinien und Methoden dar, mit dem die Welt beschrieben und entsprechend erfahren werden kann. Allerdings sind die Unterschiede fundamental: Während die naturwissen-schaftlichen Modelle von separierten Materiestrukturen und –beziehungen in einem Raum ausgehen, die irgendwie irgendwann Geist und Bewusstsein hervorbringen, sehen die esoterischen, mystischen und gnostischen Systeme den Geist als unteilbar und primär an und betrachtet Materie ebenso wie das individuelle Bewusstein als eine Art Verdichtung desselben. Nietzsches „Übermensch“ z.B. entspricht in diesem Modellrahmen einfach dem Aufsprengen oder der Vergrößerung dieser Blase.
Diese „Entäußerung“ war bisher kein einfacher Akt und deshalb nur wenigen Menschen vorbehalten. Sie gelten als Mystiker oder Heilige oder waren bisweilen großen Philosophen, Künstler und Wissenschaftler, oder alles zusammen wie Leonardo, Goethe oder auch Newton, den einer seiner Biografen wegen dessen esoterischer Praktiken den „letzten großen Magier“ nannte.
Doch wie neuere naturwissenschaftliche Erkenntnisse belegen und die alten esoterisch-spirituellen Lehren behaupten, ist die Zeit zyklisch strukturiert (statt zusammen mit dem Raum gekrümmt zu sein). In Bezug auf die Matrix bedeutet das, dass der Zugang zu ihr einfacher geworden ist und weiter einfacher werden wird. Viele Blasen beginnen zu erodieren. Beleg dafür ist nicht nur dieser Text und die öffentliche Auseinandersetzung um das behandelte Thema. Wohin man auch schaut, überall sprießen Projekte, deren Dynamik der wirklichkeitsverändernden Funktionalität der neuen alten Weltmodelle entspringt.
Den Manifest-Kritikern Claus Peter Ortlieb und Jörg Ulrich scheinen diese Zusammenhänge folgerichtig entgangen zu sein. Wünschen wir ihnen also alles Gute – in ihrer alten Welt.

© 2005 – Joe Romanski







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