Physiker oder Indianer
Geschrieben von Mark Tempe am 18. April 2005 17:17:14:
Als Antwort auf: Re: Der Spiegel -Richtigstellung geschrieben von Wolfhart Willimczik am 18. April 2005 00:08:12:
Hallo Herr Willimczik!Aufschluss gibt am besten eine Skizze:
Wie man sieht, ist im virtuellen Bild des Spiegels (Dreieck A'B'C') Vorne und Hinten vertauscht, wenn das Koordinatensystem mit dem Spiegel (und der Person, die sich im Spiegel betrachtet) assoziiert wird.
>wenn man das personengebundene rechts - links Koordinatensystem beibehält stimmt es schon, dass der Spiegel rechts und links "vertauscht".
Ich laufe den Gehsteig einer Einkaufsstraße entlang und entdecke in der Menge der Passanten eine mir bekannte Person, die in die selbe Richtung läuft wie ich (ich sehe ihn also von hinten). Mein personenbezogenes Koordinatensystem ist also identisch mit dem personenbezogenen Koordinatensystem meines vor mir laufenden Bekannten. Da ich ihn schon lange nicht gesehen habe, verringere ich den Abstand zu ihm und rufe ihn an: "Hallo, Hans". Er dreht sich um. In Bezug auf mein körperfestes Koordinatensystem hat das körperfeste Koordinatensystem meines guten Freundes Hans nun sowohl Rechts mit Links als auch Hinten mit Vorne vertauscht, eine Konsequenz der Drehung um die Hochachse, die mein Bekannter in Bezug auf mein körperfestes Koordinatensystem vollzogen hat. Dies ist die Beschreibung einer Erfahrung, die ich in gleicher Weise Zeit meines Lebens immer gleich gemacht habe.Blicke ich in den Spiegel, sehe ich eine Person, von der mir meine Erfahrung sagt, dass ich das bin, die aber, wenn ich das wäre und der Spiegel kein Spiegel sondern eine Öffnung in der Wand wäre und ich mich um meine Hochachse gedreht hätte, wie es meine Erfahrung mich gelehrt hat, nur Vorne mit Hinten vertauscht hat nicht jedoch Links mit Rechts. Da die Links mit Rechts Vertauschung zu meinem unumstößlichen Erfahrungschatz gehört, sie hier jedoch fehlt, meine ich, dass der Spiegel Links mit Rechts vertauscht hat.
Fragt man beliebige Personen, ob unsere Welt dreidimensional ist und ob diese drei Dimensionen völlig gleichberechtigt sind, werden die meisten dies bestätigen. Nahezu jedermann ignoriert dabei, dass wir in einer höchst speziellen Umwelt leben, in der die beiden Dimensionen der Ebene zwar völlig gleichberechtigt sind, nicht jedoch die Dimension der Höhe, die durch die Gravitation in der wir leben ausgezeichnet ist und uns dazu veranlasst hat, einen eigenes Organ für ihre Wahrnehmung zu entwickeln.
Genau diese spezielle Umweltbedingung, an die wir perfekt angepasst sind, führt zu der uns spezifischen Wahrnehmung, dass der Spiegel Links mit Rechts vertauscht.
Interessant wäre z.B., ob Astronauten, die sich lange in der Schwerelosigkeit aufhalten, diese spezifische Wahrnehmung irgendwann verlieren? Nachdem sie jedoch ihre erlernten Verhaltensweisen nicht so rasch ablegen (Drehung um die Hochachse wenn sie sich einem anderen zuwenden) ist das wohl eher zu bezweifeln. Wie wäre das wohl mit einem in Schwerelosigkeit geborenen und aufgewachsenen Menschen? Wahrscheinlich sind zwei oder mehr Generationen in Schwerelosigkeit notwendig um dieses Verhaltensmuster abzulegen, wer weiss?
>Aber auch als Nichtphysiker darf man scharf denken und meinen, dass der Spiegel gar nichts "vertauschen" kann.
Denkt man noch schärfer, findet man, dass der Spiegel doch etwas "vertauschen" kann, nämlich Vorne mit Hinten, siehe oben.
>Mein Kommentar war von mir nicht hochnäsig gemeint. Physiker analysieren mehr, abtrahieren und finden Gesetzmäßigkeiten, die sich plötzlich auf ganz andere Dinge anwenden lassen. Das ist halt eine Berufskrankheit.
>Es liegt eben an der sehr beschränkten Anwendbarkeit von rechts und links. Im Weltall verliert auch oben und unten, Nord und Süd seinen Sinn.
Nicht im Weltall sondern in Schwerelosigkeit, nehme ich an. In Bezug auf meinen Körper, behalten die Begriffe Vorne/Hinten, Links/Rechts, Oben/Unten auch in der Schwerelosigkeit sehr wohl ihre Bedeutung. Was jedoch in der Schwerelosigkeit die herausragende Rolle verliert ist Oben und Unten. Eine Berufskrankheit des Physikers sollte es auch sein möglichst exakt und genau zu sein.
>Wir erleben gerade jetzt im Internet, dass unsere Zeitrechnung unzulänglich ist.
>Wenn ich eine Zeitangabe im Internet sehe, weiß ich noch lange nicht, wann das gewesen war, weil meistens MEZ etc fehlt.
Hat mit der Sache aber wenig zu tun.
>Neue Erkenntnisse zu erringen heißt heute immer mehr alte gewohnte Vorstellungen abzulegen, was natürlich schwer fällt, wenn man in der Schule ein guter Schüler war.
Es fällt um so leichter, je besser man in der Schule war. Denn dann kann man viel erlerntes Wissen (und damit Erfahrungen, die von anderen Menschen bereits mehr oder weniger schmerzvoll gemacht wurden) effizient nutzen um zu neuer Erkenntnis zu gelangen. Eine breite Wissensbasis ist aber natürlich keine Garantie, dass sie auch kreativ genutzt wird um zu Neuem vorzudringen.
>Wer nie etwas von rechts und links gehört hat, hat auch keine Schwierigkeiten mit dem Spiegel. Solche gewohnten Begriffe zu vergessen können wir nicht. Das ist ein großer Mangel unseres Gehirns. Alle reden immer nur vom "Lernen", dabei ist es heute viel wichtiger die vielen verseuchten Gehirne von geistigem Unrat zu säubern. Alles säubern wir, nur unsere Hirne nie.
Konsequent zu Ende gedacht, hat also ein Mensch mit Amnesie die besten Voraussetzungen - sofern er nicht innerhalb von 10 Tagen verdurstet bzw. nach 50 Tagen verhungert ist.
>How - ich habe gesprochen.
"Hugh - ich habe gesprochen" (Winnetou, Band 1, Karl May)
Mark
- Re: Zauberspiegel? Wolfhart 18.4.2005 20:10 (3)
- Zauberspiegel? Karl Obermoser 18.4.2005 21:45 (2)
- Re: Zauberspiegel? das gepiercte-Busen-Spiegelproblem busenspezialist 19.4.2005 00:09 (1)
- Re: Zauberspiegel? das gepiercte-Busen-Spiegelproblem Wolfhart 19.4.2005 02:51 (0)