Re: Michelson-Morley neu interpretiert


[ Zauberspiegel Wissenschaft Ideenfabrik ]


Geschrieben von Cogi am 01. Oktober 2004 14:47:27:

Als Antwort auf: Michelson-Morley neu interpretiert geschrieben von Gabi am 01. Oktober 2004 00:21:09:

Hi gabi, zu MM empfehle die schon erfolgte Disskusion im Wissenschaftsforum.
Da ist alles wichtige zusammengefasst:

Hier mein Beitrag vom 15.10.03, der ein paar (wenig bekannte, zumindest aber wenig öffentlich diskutierte Fakten benennt:

Dass die MM-Experimente Nullresultate erbrachten, ist doch eh ein Mythos.
Wahr ist: die ersten Messergebnisse von 1881 wurden als nicht verwertbar verworfen.
Die zweiten Messungen 1887 erbrachten eindeutige Interferenzen, die einer Ätherdrift von rund 9 Km/s entsprachen. Das war Michelson zu wenig (er war ja auf 30 aus), weshalb er von einem Nullresultat sprach.
Die nächsten wurden von Morley/Miller 1902/03 und 05 durchgeführt: immer mit Ergebnissen zwischen 7 und 10.
Es folgten die eigentlich entscheidenden. „In den Jahren 1921 - 26 wurden dann von Miller allein die bis zu diesem Zeitpunkt sorgfältigsten Ätherwindmessungen auf dem Mt. Wilson in 1750 m Höhe durchgeführt, bei welchen ein Interferometer mit einem gesamten Lichtweg von etwa 60 m eingesetzt wurde. Bei diesen Untersuchungen, bei denen in etwa 200 000 Meßwertablesungen erfolgten, konnten Streifenverschiebungen gemessen werden, die in Hinblick auf Azimut und Absolutbetrag sowohl tages- als auch jahreszeitlich schwankende Geschwindigkeiten des Ätherwindes von teilweise mehr als 15 km/sek nahelegten. Dabei ergab sich der Eindruck, daß der Ätherwind im erdnahen Bereich ein ziemlich turbulentes Phänomen darstellt. Anhand seiner über ein ganzes Jahr verteilten Meßdaten konnte Miller schließlich noch berechnen, daß die Erde bzw. unser ganzes Sonnensystem von Süden her, d.h. aus der Richtung der großen Magellanschen Wolke mit einem Ätherwind einer Geschwindigkeit von etwa 208 km/sek beaufschlagt wird. Der Zielpunkt lag dabei bei 7° vom Pol der Ekliptik entfernt bei RA = 5h und D = -70°. (Siehe D. Miller "The Ether Drift Experiment and the Determination of the Absolute Motion of the Earth" in Rev. of Mod. Phys. Vol. 5, 1933, S. 203 - 242.)“

Das Zitat stammt von Bourbaki – von dem man ja halten kann, was man will: 1. ist das wissenschaftshistorisch gesichert; 2. hat Bourbaki soviel ich weiß die Originalquellen höchstpersönlich eingesehen.

Zur Thematik allerdings Einstein schon 1921:
"Ich glaube, ich habe jetzt die wirklichen Zusammenhänge zwischen Gravitation und Elektrizität gefunden, vorausgesetzt, die Millerschen Experimente beruhen auf einem grundlegenden Irrtum ... Sonst bricht die ganze Relativitätstheorie wie ein Kartenhaus zusammen."

E. weiter in einem Brief vom 3. Oktober 1925 an Max von Laue: "Er beabsichtigt, auf der Zugspitze zu 'millern'. Bitte unterstützen Sie diesen Antrag nicht. Es wäre schade, wenn zuviel Geld für diese faule Sache verwendet würde."

Mit „Er“ sind diesmal Tomaschek/Picard gemeint. Aber Einstein ging nopch weiter und beauftragte später sicherheitshalber Shankland, die Millerergebnisse/interpretationen offiziell „unbrauchbar“ zu machen, was dem mittels ein paar einfacher Lügen auch mehr oder weniger gelang.

Aber unabhängig davon, welche Fehlerdiskussion man führt (siehe Shankland) und wie man die Interferenzen interpretiert: Die Mär von den „Nullresultaten“ ist und bleibt eine unverschämte Lüge.

P.S.: Eigentlich wäre es ja mal angebracht, die vielen kleinen Schweinereien des Großen Albert in einem Thread zusammenzufassen, beginnend mit Gerber und Hasenöhrl, über Miller/Shankland, Tomaschek bis... naja, bis wohin?

Erganzend sei angemerkt, dass MM-Kritik oder Uminterpretationen nicht wirklich viel bringen, wenn man damit beabsichtigt, Einstein auszuhebeln. Man könnte sich zwar auf Einsteins eigene Aussage beziehen (siehe oben), doch interessiert die im Grunde niemanden mehr.

Das Grundproblem ist das undurchschaubare Gewirr um die Konstanz der LG - nicht zu verwechseln mit der Invarianz der LG in zwei oder genauer bezüglich zwei IS (beides hängt natürlich zusammen).
Die Pseudo-Nullresultate sind erst kürzlich von Jun-Prof. Peters hier in Berlin an der HUB bestätigt worden. Das heißt die LG ist in besagtem Versuchsaufbau tatsächlich richtungsunabhängig gleich hoch.
Es macht sowieso keinen Sinn mit den 30 Km/s Erdgeschwindigkeit zu operieren, weil sich die Sonne in einem ruhenden Äther ja auch bewegen würde (mit ca: 270 Km/s).

Wie ich hier schon mehrfach anführte, geht es eh um einen lichtlorentzischen Äther, das heißt er müsste Eigenschaften aufweisen, die die LG-Invarinanz in zwei IS gewährleistet.
Meines Erachtens kommt man da nur über eine Kritik des IS-Ansatzes raus; was wiederum stark in die Philosophie hineinragt; eine andere Möglichkeit ist das Postulat eines Absoluten BS...usw.

Cogi





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