Zeitmaschine


[ Zauberspiegel Wissenschaft Ideenfabrik ]


Geschrieben von Fee am 18. Juni 2001 09:47:51:

Ronald Mallets "Zeitmaschine"

von Sebastian Brandt (www.meOme.de)

Ronald Mallet, theoretischer Physiker von der Universität von Connecticut, glaubt entdeckt zu haben, wie Zeitreisen tatsächlich funktionieren könnten. Auch Skeptiker mussten einräumen, dass die von ihm präsentierten Berechnungen schlüssig sind.

Die Möglichkeit, in die Vergangenheit oder Zukunft zu reisen, hat die Menschheit wohl schon lange fasziniert. Und seitdem Einsteins Relativitätstheorien unser Verständnis von Raum und Zeit revolutioniert und den bis dahin gültigen Grundsatz der absoluten Zeit umgestoßen haben, besitzt die Diskussion der Möglichkeit von Zeitreisen auch eine wissenschaftliche Grundlage. Dennoch entbehrt vieles, was zu dem Thema gesagt und geschrieben wird, oft der nötigen wissenschaftlichen Präzision und ist eher dem Bereich der Spekulationen zuzuordnen. Umso bemerkenswerter sind nun die Resultate der Arbeit des amerikanischen Physikers Ronald Mallet.
Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie, die die Auswirkungen von Materie auf die Raumzeit beschreibt, und ihre Feldgleichungen < http://www.einsteins-erben.de/Die_Einsteinschen_Feldgleichunge.htm > enthalten, wie als erster der Mathematiker Kurt Gödel zeigen konnte, implizit die Möglichkeit zu Zeitreisen. Da die Anwesenheit von Masse nämlich eine Krümmung der Raumzeit verursacht, sollte es möglich sein, die Zeit soweit zu verbiegen, dass sie einen geschlossenen Kreis bildet. Es wäre somit möglich, sich von einem Punkt in der Zeit zu einem anderen zu bewegen. Das Problem dabei ist jedoch in der Regel die tatsächliche Realisierung. So war für Gödels Lösung von 1949 die - wie wir heute wissen, unrichtige - Annahme erforderlich, dass das Universum als Ganzes rotiere. Jahre später präsentierte Kip Thorne von der Universität Caltech die Idee, mittels Wurmlöchern in der Zeit zu reisen. Das Problem hierbei: um ein Wurmloch zu öffnen, benötigte man theoretisch "negative Energie". Auch andere theoretisch denkbare Konzepte zu Zeitreisen, die zum Beispiel von unendlich langen rotierenden Zylindern ausgehen, erwiesen sich als wenig praktikabel.
Der Weg von Mallet könnte dies jetzt ändern. Ausgangspunkt seines Ansatzes ist die Wechselwirkung von Licht und der Raumzeit. "Die Leute vergessen, dass Licht, obwohl es keine Masse hat, den Raum ebenfalls krümmt", so Mallet gegenüber dem New Scientist . Bereits letztes Jahr konnte er zeigen, dass das auf einer Kreisbahn gehaltene Licht eines Laserstrahls eine Art Strudel im Raum erzeugt. Um den Strudel auf die Zeit auszudehnen, ist nun nach den Berechnungen des Theoretikers ein zweiter Laserstrahl erforderlich, der dem ersten entgegenläuft. Bei ausreichender Intensität sollten Zeit und Raum die Rollen tauschen. Die Zeit würde im Inneren des zirkulierenden Laserstrahls rotieren, und jemand, der sich innerhalb des Strahls in eine bestimmte Richtung bewegte, würde sich tatsächlich in der Zeit bewegen, also auch in die Vergangenheit reisen können. Freilich nur bis zu dem Moment, in dem der Kreis geschlossen wurde. Sollte die Konstruktion solch einer Maschine also in der Zukunft gelingen, so könnten auch dann unsere Nachkommen nicht in unsere Zeit zurück reisen, um uns vielleicht bei ihrer Konstruktion zu helfen.
Um die Zeit jedoch tatsächlich zu einem Kreis zu verbiegen, sind allerdings enorme Mengen von Energie erforderlich. Aber auch für dieses Problem hat Mallet anscheinend eine Lösung. Da die Stärke des Effekts zunimmt, wenn das Licht abgebremst wird, will er seine Zeitmaschine mit extrem langsamem Licht betreiben. Dabei kann er sich auf erst kürzlich durchgeführte Experimente berufen, bei denen es sogar gelungen war, einen Lichtstrahl völlig anzuhalten (siehe auch Artikel US-Forschern glückt Lichtspeicherung ). Das für die Lichtverlangsamung verwendete Bose-Einstein Kondensat und die hierfür erforderlichen extrem tiefen Temperaturen nahe des absoluten Nullpunktes bedeuten wohl allerdings auch, dass -zumindest in der nahen Zukunft- Menschen nicht durch die Zeit reisen werden. Die Wissenschaftler wollen nun zunächst versuchen, die Wirkung der von Mallet vorgeschlagenen Maschine auf ein einzelnes Teilchen zu testen.
Dennoch, auch wenn die Berechnungen von Mallet richtig sind, was der Fall zu sein scheint, wie der Astrophysiker Fred Adams gegenüber dem New Scientist erklärt, so bedeutet dies noch immer nicht, dass die Zeitreise auch tatsächlich funktioniert, wie auch Mallet eingesteht. So sind die Physiker nach wie vor aufgrund der offensichtlichen Schwierigkeiten, die das Problem der Zeitreisen mit sich bringt, skeptisch. Was passiert beispielsweise, wenn ein in die Zeit Zurückgereister seine eigenen Eltern ermordet und somit seine eigene Existenz unmöglich macht? Obwohl Lösungsvorschläge für dieses Paradoxon existieren (wie zum Beispiel das Postulat der "konsistenten Geschichte"), so ist doch die vorherrschende Meinung, dass es unmöglich ist, die Vergangenheit zu verändern.
Einige Theoretiker glauben, dass der Grund für die scheinbare Möglichkeit von Zeitreisen die fehlende Verknüpfung von Allgemeiner Relativitätstheorie und Quantenmechanik ist. Ihrer Meinung nach würde der Versuch der Konstruktion jeglicher Art von Zeitmaschine zu einer Verstärkung von Quantenfluktationen des elektromagnetischen Feldes und zur Selbstzerstörung der Zeitmaschine führen. Klärung kann auch in diesem Fall nur das Experiment bringen.





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