Wirtschaft: USA am Wendepunkt?


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Geschrieben von Emil am 03. Februar 2006 13:33:12:

Abschied von Alan Greenspan

Wenn ein großer Mann im Dienst stirbt, dann legt die Nation Trauerflor an und schmückt die Balkone mit schwarzem Krepp. Aber wenn ein großer Mann in den Ruhestand geht, dann gibt es keine feststehenden Riten, um ihn zu verabschieden. Die Leute wissen dann, dass ein wichtiger Meilenstein erreicht wurde, aber sie wissen nicht, wie sie auf angemessene Weise damit umgehen sollen.

Ja liebe Leser, der große Tag war gekommen ... der letzte Tag ... das ultimative, finale Ende der Straße war erreicht. Gestern hat sich die Welt verändert. Fortan wird es keinen Alan Greenspan mehr an der Spitze des Finanzschiffs der Welt geben.

Es gibt nur wenige Präzedenzfälle. Die mächtigsten Männer der Welt spazieren normalerweise nicht einfach so aus ihren Büros, normalerweise trägt man sie hinaus ... oder wirft sie raus. Lincoln schoss ein Mitglied einer bekannten Schauspielerfamilie in den Kopf. Roosevelt starb eines natürlichen Todes. Wilson hat den Verstand verloren ... aber niemandem ist der Unterschied wirklich aufgefallen. Caesar wurde auf den Stufen des Kapitols erstochen. Ludwig XIV starb am hohen Alter. Die Briten wandten sich von Churchill ab und wählten ihn aus seinem Dienstzimmer. Eine der großen Ausnahmen war der Herrscher Diokletian, der bei guter Gesundheit und immer noch wohl gelitten seinen Posten verließ und den Rest seines Lebens mit der Aufzucht von Kohlköpfen zubrachte.

Es ist doch eine Schande, dass Greenspan aus dem Amt geht und der Tag nur durch matte Zeitungsartikel und hirnlose Hagiographien ausgezeichnet wird. Ich hätte ein paar andere Vorschläge:

Zwei Schweigeminuten: Man hätte zur Mittagszeit alle Uhren anhalten sollen und alle Geldautomaten ausschalten. Man hätte die ganze Bevölkerung zum Schweigen auffordern sollen und sich Gedanken darüber machen, was Greenspan für die Nation und ihr Geld getan hat und was es bedeuten würde, wenn die große Kreditblase der Nation schließlich geplatzt wäre.

... und noch eine Schweigeminute: Denn es braucht bestimmt mehr als zwei Minuten zu verstehen, was vor sich geht ... und dann wieder Luft zu holen.

Eine besondere Happy Hour: Gäbe es eine bessere Würdigung von Bush für Alan Greenspan, als die Bars der Nation aufzumachen und Freigetränke für Alle auszuschenken? Alan Greenspan hat die Bowleschüssel nie weggepackt. George W. Bush hat sein Trinkproblem vor einigen Jahren in den Griff bekommen, aber er gibt immer noch gerne das Geld anderer Leute aus.

Er hat gelernt, das Glas weiter zu reichen, aber er hat nie auch nur eine einzige sinnlose Schrift des Kongress vorbeigehen lassen, ohne seine Unterschrift darunter zu setzen. Alan und George ... George und Alan – was für ein Paar. Zwischen diesen beiden ist die Nation von Schulden in die Insolvenz geschliddert ... von schlichter Dummheit zu absoluter Absurdität ... von einfachem Betrug zu aktiv herbeigeführten Halluzinationen. Ist es da nicht mehr als gerechtfertig, dass eine oder andere Glas zu heben und eine schiefe Version von 'Nehmt Abschied Brüder' zum besten zu geben, ehe wir alle unter den Tisch fallen?

Eine ausgelassene Parade: Ja, ich kann es schon deutlich vor mir sehen ... eine Marschkapelle, die jede Menge Lärm macht. Clowns, viele, viele Clowns – Jongleure ... ja ... ganz viele Jongleure.

Dann braucht es noch Narren, Elefanten – einen ganzen Zirkus der besonderen und grotesken Gestalten. Dem Zirkus würden organisierte Gruppierungen folgen, aber keine Freimaurer. Ich würde vorschlagen, eine Reihe von Wirtschaftswissenschaftlern – vielleicht Greenspans eigene Liga der Nuschler, Wortverdreher, Ausweicher und Ausflüchtler. Und dahinter die Gilde der Hypothekenmakler oder die Immobiliengutachter.

Und vergesst die Kreditgeber nicht: Fannie Mae und Freddie Mac sollten auf einem eigenen Wagen fahren – es braucht jede Menge Wagen – genug, um sie von hier zum Mond zu bringen. Sicherlich würden sie alle gern dabei sein wollen, wenn es um eine Parade zu Ehren von Alan Greenspan geht! Alle die besten Leute von der Wall Street – die ihre bunten Hosenträger zupfen und mit ihren fetten Prämienschecks winken! Auch die Tresorknacker, Croupiers, Buchmacher und Winkeladvokaten dürfen nicht fehlen, denn für sie muss Alan Greenspan so etwas wie ein lebender Heiliger gewesen sein. Wen habe ich noch vergessen? Die Mitglieder des Kongress', die nur wegen Greenspans Politik des leichten Geldes verschiedene Male wieder gewählt wurden. Ich kann es vor mir sehen, wie sie vorbeimarschieren ... den Wählern zuwinken, sich vorbeugen, um das ein oder andere Baby zu küssen oder einem Teenager über den Kopf zu streicheln. Und, ja, wie wäre es mit ein paar Reihen chinesischer Geschäftsleute, prächtig geschmückt mit neuen Rolex-Uhren, alle so reich wie republikanische Kriegsunternehmer, dank der uneingeschränkten Ausgaben der Amerikaner?

Und dann, ganz am Ende, schließlich der Meister selbst. Der geliebte Chef der Fed würde auf einem Thron aus Pappmaschee getragen werden, einem gigantischen Stuhl aus 100 Dollar Noten und Schatzanleihen. Dieser Thron würde auf den Schultern eines Trupps kredittrunkener Arbeiter ruhen – wie bei einem ägyptischen Pharao, der auf einem goldenen Thron von nubischen Sklaven getragen wird. Wie würde das den jubelnden Massen gefallen? Aber nur mir würde die schöne Ironie ins Auge fallen, die sich hinter diesem Pappmascheethron verbirgt – und hinter diesen gebeugten Sklaven, die ihn tragen müssen. Ich würde den Witz verstanden haben und in mich hineinlachen während die Parade an mir vorbei zieht.

Denn die armen Lumpen haben es immer noch nicht geschnallt. Sie haben nicht verstanden, was damals passiert ist, und sie verstehen es auch jetzt noch nicht. Sie sind einfach nur begeistert, dass sie ihn tragen dürfen.

Nachdem die Parade vorüber gezogen ist und die Bars geschlossen wurden, wenn die Straßenfeger sich an die Arbeit gemacht haben, das Konfetti aufzukehren und die Pappbecher einzusammeln, dann wird vielleicht noch ein letzter Tribut gezollt, ein einzigartiges Zeugnis für Greenspans dick aufgetragene Regentschaft der Fehlentscheidungen bei der Fed. Es wäre eingerahmt von einem Rat: Ein einsames Flugzeug soll über den Himmel fliegen ... und es soll ein Banner hinter sich herziehen, worauf steht: GOLD ... KAUFT ES!


Bill Bonner(Gold-Fan)





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