Re: Bedingungsloses Grundeinkommen


[ Zauberspiegel Wissenschaft Ideenfabrik ]


Geschrieben von xicht am 15. November 2007 13:10:58:

Als Antwort auf: Bedingungsloses Grundeinkommen geschrieben von Fee am 15. November 2007 10:09:39:

Hallo,

ich wollte mich hier mal ein halbes Jahr raushalten, aber da konnte ich doch nicht widerstehen, zumal das Forum umziehen soll(?!).

Ich bin bestimmt kein Träumer oder Sozialromantiker. Nur Frage ich mich, wie das mit dem Sozialabbau so ist. Vor 50 Jahren lebte ein Arbeitnehmer aber deutlich schlechter als heute ein Sozialhilfeempfänger. Nur damals war man bescheidender, denn es ging allen gleich schlecht. Naja, der Neid....

Die Frage mit dem "bedingungslosen Grundeinkommen" ist zwar nicht sooo aktuell, aber sie wird es werden. Nicht deshalb, weil weiter wirtschaftsliberal Sozialabbau betrieben wird, auch wenn das gerne vorgeschoben wird, sondern weil zwangsläufig, jedenfalls längerfristig jegliche Arbeitskraft durch Automatisierung überflüssig wird. Damit erhalten wir einen Sozialismus, den die meisten wohl nie so haben wollten.

Wenn nur noch Maschinen für uns arbeiten, muss natürlich dann die Frage der Verteilung geschaffener Güter diskutiert werden. Dazu gehört selbstverständlich ein Grundeinkommen, das der Menschenwürde Rechnung trägt. Aber wie sieht's mit dem Überschuss aus? Es wird immer Menschen geben, die unabhängig vom "System" mehr haben werden als andere und genauso wird es immer Menschen geben, die diese Tatsache neidvoll als "mangelnde Gerechtigkeit" interpretieren. Menschlich halt.

So ein Grundeinkommen kann in naher Zukunft nur funktionieren, wenn die, die mehr haben wollen als andere, das sich auch erarbeiten können und es auch behalten dürfen. Es muss sich für den Einzelnen eben lohnen, mehr zu tun als andere. Doch wie mache ich den Nicht-Leistungs-Trägern klar, dass eben das, was andere dann mehr haben, nicht automatisch jedem unter Hinweis auf die grundgesetzlich verbriefte Menschenwürde einfach so zusteht?

Die Diskussion wird doch heute schon geführt. Nach meiner unmaßgeblichen Meinung sollte zunächst einmal geklärt werden, was unter dem großen Wort Gerechtigkeit überhaupt verstanden werden soll. Wollen wir einen ausgleichende Gerechtigkeit wie bei der Lohnsteuer oder eine zuteilende Gerechtigkeit wie beim Kindergeld? Was wollen wir überhaupt?

Ist es gerecht, dass jemand 20 Mio. Euro im Jahr erhält (ich sage ausdrücklich nicht "verdient")? Ist es gerecht, wenn Menschen, die das aus welchen Gründen auch immer "ungerecht" finden, davon etwas haben wollen? Ist es nicht eine kindlich naive Einstellung zu glauben, man habe deshalb wenig, nur weil andere viel haben? Ist es gerecht, Erbschaftsteuer zu verlangen, weil sonst jemand als Erbe ohne eine Leistung zu erbringen steuerfrei in den Genuss von viel Geld kommt? Wurde das vererbte denn nicht schon mal versteuert?

Ich selbst verstehe mich hier als Leistungsträger, ich bezahle wesentlich mehr Steuern, als ich an staatlicher Leistung (z. B. für meine Kinder Kindergeld) bekomme. Was andere mit ihrem Geld machen, ist deren Aufgabe. Darum habe ich auch kein Problem, wenn ein Manager ein Millionen-Einkommen hat. Es ist nicht mein Geld, was der kriegt, er wird von den Gesellschaftern seiner Firma bezahlt. Und ich bin nicht gezwungen, von einer Firma, die sich nach meiner Auffassung nicht korrekt verhält, Produkte zu kaufen, es gibt hier immer Alternativen.

Nur bei "Staatsknete" reagiere ich etwas empfindlicher. Da ist es mein Geld, das ausgegeben oder verschwendet wird. Und da komm ich als Steuerzahler nicht drum herum, das Finanzamt ist unerbittlich.


Gruß

xicht





Antworten:


[ Zauberspiegel Wissenschaft Ideenfabrik ]