Wirtschaft: Der Lebensstil der Reichen auf Wohlfahrt


[ Zauberspiegel Wissenschaft Ideenfabrik ]


Geschrieben von Emil am 30. August 2007 13:01:55:


von Bill Bonner

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Als eine Folge des Immobilienrückgangs, schreibt Reuters, werden mehr als eine Million Menschen ihre Stellen in der Bauindustrie oder in verwandten Industriezweigen verlieren.

Sie müssen sich deswegen natürlich keine Sorgen machen. Es gibt ‚Sicherheitsnetze‘, um deren Sturz aufzufangen.

Regierungen haben einst davon gesprochen, ‘Sicherheitsnetze’ für Bürger in Schwierigkeiten zu schaffen. Das bedeutete, dass man den Menschen am Rande der Wirtschaft Hilfe angeboten hat. Ein Mann, der seinen Arbeitsplatz verloren hat, hat deswegen Arbeitslosenhilfe erhalten. Ein anderer, der sich verletzt hat, hat eine Abfindung erhalten. Armen Menschen gab man Lebensmittelmarken … und den Überhang aus den staatlichen Unterstützungsprogrammen bekamen die Bauernhöfe.

Heute bietet die Regierung auch Leuten mit Geld Sicherheitsprogramme an – so etwas wie der Marxismus der Reichen – in Form von Schutz vor finanziellen Verlusten.

Am 17. August wurden die amerikanischen Aktien für nur 8.25% unter dem absoluten Höchstwert verkauft. Doch die Reichen riefen schon nach einem Bailout. Und schon kam die Zentralbank und hat den Diskontsatz gesenkt. Laut dem Fortune Magazine hat die Zentralbank ihre eigenen Regeln gebeugt, um zwei großen Banken helfen zu können, Citigroup und der Bank of America.

Das Vertrauen der Investoren in diese Rettungsbemühungen war so groß, dass sie bald schon wieder im üblichen Geschäft an der Wall Street standen. Aktien schienen in der vergangenen Woche auf dem Weg der Erholung zu sein – mit einem weiteren, ordentlichen Anstieg am vergangenen Freitag. Die Erträge auf 30jährige Schatzanleihen waren wieder bei 4,89%. Gold war auf 677 Dollar zurückgekehrt. Der Dollar fiel wieder.

Ich kann mit fester Überzeugung bekannt geben, dass “alles gut ist”.

Die Logik hinter den Sicherheitsnetzen ist – egal ob sie den Reichen oder den Armen auffangen sollen – dass jemand anderes bezahlen wird, ganz egal in welchen Schlammassel man sich selbst gebracht hat. Man vergisst, Geld zu sparen … man verliert seinen Job, Bingo … ein anderer wird die Nothilfe bezahlen. Während der Siebziger und Achtziger fingen die Amerikaner an zu merken, dass das Anbieten uneingeschränkter Hilfe an die Armen auch Nachteile mit sich brachte. Viele „hingen am Haken“ der öffentlichen Unterstützung, wobei mehrere Generationen von Wohlfahrtsempfängern in einer einzigen Familie lebten. Ich kann mich erinnern, dass ich in den frühen Achtzigern eine junge Frau in einem Ghetto in Baltimore gefragt habe, was sie für ihren Lebensunterhalt tun würde:

„Ich bekomme einen Scheck“, war ihre Antwort.

Die Arme. Sie hat nie die Freude und den Stolz kennengelernt, die ein gut gemachter Job mit sich bringt. Sie hat nie den Auftrieb für das Selbstbewusstsein und die Selbsteinschätzung mitgekommen, die ein Job mit Mindestlohn mit sich bringen kann.

Später hat die Regierung unter Reagan das Wohlfahrtssystem reformiert. Ich weiß nicht, ob zum Besseren oder zum Schlechteren. Aber die Leute haben nicht mehr so viele Schecks bekommen… und sie haben aufgehört, darüber zu sprechen. Heute sprechen sie über die Sicherheitsnetze für die Reichen – und jeder scheint sich für sie auszusprechen. Bislang habe ich beobachten können, dass die Zentralbank mit beachtlicher Geschwindigkeit arbeitet, um den Bankern, den Spekulanten und den Hedgefondsmanagern zur Hilfe zu kommen. Aktionären hat man auch einen Schub versetzt. Und wenn der Konjunkturrückgang im Bereich der Immobilien schlimmer wird, wird die Regierung vermutlich herbeieilen, um auch den Hausbesitzern zu Sicherheitsnetzen zu verhelfen.

Heute bekommen die Kapitalisten, die Proleten und die Bourgeoisie alle Schecks. Ist das ein Fortschritt, oder was?

“Das ganze Geheimnis hinter dem Geschäft mit Vermietungen besteht darin, gute Mieter zu finden”, sagte ein Mann, der mir am Samstagabend gegenüber saß. Der Anlass war der 40. Hochzeitstag eines Nachbarn. Er hat 100 Leute zu einem Abendessen eingeladen, um das Ereignis zu feiern.

„Ich war Autohändler“, fuhr mein Tischnachbar fort. „Um genau zu sein, habe ich mich nach oben gearbeitet, bis ich die Verantwortung für die Vermarktung von Renaults in Toulouse hatte. Es war ein guter Job. Ich habe ihn sehr gemocht. Und ich war sehr gut. Ich habe auch ein Dutzend Reisen gewonnen. Sie wissen schon, die Prämien als Leistungsanreiz. Und ich habe eine Reise nach Florida bekommen. Ich habe dort eine großartige Zeit verbracht. Wir sind nach Cape Canaveral gefahren … und durch den ganzen Staat gereist.“

“Doch als ich 55 Jahre alt war, hat sich Renault entschlossen, das Verkaufspersonal zurückzufahren; sie haben mir einen schönen Vorruhestand angeboten, ich konnte das nicht ablehnen. Und dann habe ich angefangen, Häuser in der Gegend um Toulouse zu kaufen. Es ist eine großartige Stadt … das Zentrum der Bereiche Forschung und Flugtechnik in Frankreich. Und Toulouse hat die zweithöchste Studentenpopulation in Frankreich nach Paris.“

„Mir ist aufgefallen, dass man gute Mieter finden musste, sonst zerstören sie die Wohnungen … oder bezahlen ihre Mieten nicht. Es braucht nur eine nicht bezahlte Miete im Jahr und die Erträge gehen von Plus zu Minus. Die Miete eines jedes Monats macht 8% der jährlichen Umsätze aus. Wenn man also einen positiven Ertrag von 8% jährlich macht, und ein Mieter seine Miete nicht bezahlt, dann ist der Gewinn des Jahres ausgelöscht.“

„Natürlich versucht man einige verpasste Mieten – und Ferien – in die Zahlen einzubauen. Aber wenn man diese eliminieren kann … ohne die Ferien … und ohne Probleme für die Mieter … dann kann man effizienter und gewinnträchtiger arbeiten … und man kann mehr Eigentum erwerben.“

„Ich habe also einfach nur mehr Fragen gestellt. Ich wollte Bankauskünfte haben. Ich wollte Garantien haben. Ich will die annullierten Schecks sehen. Ich will die Steuererklärungen sehen. Ich überprüfe die Referenzen. Ich treffe die Leute immer persönlich. Und wenn ich sie nicht mag, dann vermiete ich nicht an sie.“

„Es ist Arbeit … doch ich bin im Ruhestand. Ich mache das gern. Es zahlt sich aus …”

“Nun, es hat sich so gut ausgezahlt, dass jetzt die französischen Finanzämter hinter mir her sind. Sie sind schrecklich. Ich gehe davon aus, dass sie meine Bankkonten überwachen, denn sie scheinen deutlich mehr zu wissen, als sie wissen sollten. Und sie besteuern mich so heftig, dass ich mich frage, warum ich mir überhaupt noch die Mühe mache. Heute, in meinem Alter, versuche ich etwas Wohlstand aufzubauen, den ich an meine Kinder weitergeben kann. Aber das ist schwierig. Sie nehmen mir so viel weg …“

„Ich lasse z.B. meine Tochter in einer meiner Wohnungen leben. Sie haben verlangt, dass ich Steuern für den Betrag zahlen soll, den die Wohnung an Miete einbringen würde. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen daran ersticken. Aber sie haben natürlich immer das letzte Wort.

„Ich gehe davon aus, dass Frankreich in den Ruin geht. Die Leute mit Ehrgeiz … die Reichen … und die Jungen … verlassen alle das Land. Und ich würde es auch verlassen, wenn ich jünger wäre.“






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