Frau des Tages: Mona Sahlin


[ Zauberspiegel Wissenschaft Ideenfabrik ]


Geschrieben von Emil am 13. Februar 2006 14:03:32:

Frau Sahlin ist in Schweden Ministerin für Energie und Infrastruktur.
Und ihr wird der Plan zugeschrieben, den die schwedische Regierung
Ende letzter Woche offiziell verkündet hat: Schweden soll bis 2020 -
also in 14 Jahren - vom Erdöl unabhängig sein. Vollständig unabhängig!
Die schwedische Wirtschaft soll dann ohne Erdöl auskommen.

Und das ohne den Bau von neuen Atomkraftwerken.

Na das ist doch mal endlich eine Regierung mit einer Vision! Und zwar
mit einer sehr vernünftigen Vision, die ein großes
Verantwortungsbewusstsein für das Land zeigt.

Weg vom Öl! Frau Sahlin hat völlig Recht, denn von 65 Erdöl
produzierenden Ländern der Welt haben bereits 56 den Höhepunkt ihrer
Förderung überschritten (Quelle: Dr. Franz Alt, Kjell Aleklett). Es
ist deshalb sinnvoll, so schnell wie möglich auf nachhaltigere
Energiequellen umzusteigen. Die auch noch umweltfreundlicher sind. Wer
das als "Öko-Spinnerei" bezeichnet, ist einfach nur dumm.

Es handelt sich um eine volkswirtschaftliche Notwendigkeit. Irgendwann
wird diese Umstellung ohnehin gar nicht zu umgehen sein - je früher
ein Land mit dieser Umstellung anfängt, umso besser. Schweden könnte
z.B. im Bereich Ethanol-Motoren dem Weltmarktführer Brasilien
Konkurrenz machen und zum Technologieführer werden. Wenn dann andere
Länder in einigen Jahren ebenfalls zum Umsteigen gezwungen werden,
können schwedische Unternehmen von ihrer Rolle als Technologieführer
profitieren.

Schweden startet übrigens nicht bei Null: Denn es gibt auf kommunaler
Ebene bereits zahlreiche Projekte, bei denen aus Abfällen Biogas
gewonnen wird. Zudem ist Schweden in Europa Vorreiter, was die
Beimischung von Ethanol in Benzin betrifft (der Treibstoff E85 ist ein
Treibstoff, dem Ethanol beigemischt ist). Die Motorleistung bleibt
gleich bzw. verbessert sich sogar leicht. Das lässt sich ausbauen:
Denn Ethanol kann Benzin vollständig ersetzen. Eine Beimischung von
Ethanol ist kein Problem, wenn allerdings nur Ethanol getankt werden
soll, sind spezielle Motoren notwendig (ich nenne die
"Schnaps-Motoren", da Ethanol Alkohol ist). Doch die sind keineswegs
besonders kompliziert oder teuer in der Produktion: Wenn die Nachfrage
da ist, produzieren die Anbieter eben Schnaps-Motoren. So hat Ford in
Schweden bereits 15.000 Wagen mit diesen speziellen Motoren verkauft.

Wenn diese Schnaps-Motoren entsprechend gefördert werden und/oder
Ethanol gegenüber Benzin massiv steuerlich begünstigt wird, dann
steigen die Verbraucher ganz von alleine um.

Ethanol ist umweltfreundlicher als Benzin (CO2-Emissionen würden
drastisch verringert), es lässt sich aus nachwachsenden Rohwaren (wie
Zuckerrüben) herstellen, ist also eine nachhaltige Energiequelle. Und
die Produktion ist vergleichsweise günstig möglich: In Brasilien
kostet ein Liter Ethanol umgerechnet rund 20 Cent, in den USA weniger
als 40 Cent.

Dann plant die schwedische Regierung den massiven Ausbau der
Windenergie-Nutzung. Auch hier eine sehr vernünftige Planung: Es
sollen keine "Windspargel" in die Landschaft gestellt werden, sondern
große Offshore-Windparks in der Ostsee - vor der schwedischen Küste -
angelegt werden.

Die Liste der geplanten Maßnahmen ist lang ... es sollen mehr Mittel
für die Erforschung der effizienteren Energienutzung bereitgestellt
werden, auch die Finanzierung ist durchdacht (so müssen z.B.
Flugreisende ab Mai eine Umweltabgabe zwischen 5 und 10 Euro pro
Ticket bezahlen).

Ich bin schwer beeindruckt!

Großes Kompliment an Mona Sahlin und die gesamte schwedische
Regierung. Würde mich sehr freuen, wenn dieses Beispiel in Europa
Schule machen würde.

Ich wünsche Frau Sahlin und der gesamten schwedischen Regierung viel
Erfolg bei der Umsetzung (bitte das Jammern der Öl-Lobby ignorieren),
und Ihnen eine erfolgreiche Woche!

Michael Vaupel




Antworten:


[ Zauberspiegel Wissenschaft Ideenfabrik ]