Tips für den Festschmaus


[ Zauberspiegel Wissenschaft Ideenfabrik ]


Geschrieben von Rolf am 19. Dezember 2001 16:43:13:

"Ein Mistkäfer oder der weiche Körper einer Spinne haben", berichtet beispielsweise der britische (!) Käfergourmet Bristowe, "wenn geröstet, ein knuspriges Äußeres und ein weiches Inneres von der Konsistenz eines Soufflé, das keineswegs unangenehm ist". Die Tierchen werden gesalzen, mit Kräu-tern und Chili gewürzt und mit Curryreis gegessen. Termiten schmecken wie Kopfsalat, die Riesenspinne Nephila erinnert an rohe Kartoffeln und manche Wasserwanzen bestechen durch ihr Gorgonzola-Aroma. Gebratene peruanische Bockkäferlarven sehen nicht nur aus wie kleine Bratwürste, sie duften auch so. Die wahren Gourmets auf dieser Welt leben fernab von unserer haute cuisine! Sie essen Schaben, Spinnen und Skorpione - und das weniger gegen den Hunger, als vielmehr als Delikatesse und aus purer Lust.

Da kann es schon mal bei Tisch einen heftigen Familienstreit darüber geben, wer die erste frittierte Heuschrecke auf den Teller bekommt. Wie die Nachrichtenagentur Reuters kürzlich meldete, brannte deshalb in Vietnam ein ganzes Dorf ab. Ein Vierjähriger hatte sich mit seinem älteren Bruder so heftig um den geflügelten Happen gerauft, dass nach Angaben der Polizei ein Brand entstanden sei, der 19 Häuser zerstörte und 18 Tonnen Reis vernichtete. Über das weitere Schicksal des Jungen wisse man nichts, hieß es in Hanoi, aber er sei bei dem Großfeuer nicht verletzt worden.

Wer sagt denn, dass Heuschrecken abartig sind? Auch Johannes der Täufer aß sie zusammen mit wildem Honig. Wir dürfen annehmen, dass es ihm dabei weniger ums Fasten ging, als um die Befriedigung seiner Naschhaftigkeit. In klassischen Zeiten war Europa ein Zentrum des Insektengenusses. Dem griechischen Dichter Aristophanes (geb. 445 v.Chr.) galten Heupferde als "vierflügeliges Geflügel". Das Universalgenie Aristoteles (geb. 384 v.Chr.) riet, bei Zikaden vor der Paarung die Männchen zu fangen, danach jedoch die Weibchen, die dann - weil voller weißer Eier - schmackhafter seien. Die Römer standen den Griechen im Genießen nicht nach, sie delektierten sich vor allem an "cossus", vermutlich war damit die Raupe des Weidenbohrers gemeint. Aus uns unbekannten Gründen geriet diese Art der Feinschmeckerei hierzulande mit der Zeit fast völlig in Vergessenheit.

Quelle:
www.dradio.de/dlr/sendungen/mahlzeit/011208.html





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